Objekt des Monats

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Objekt des Monats August 2020 – Der älteste Brettfallhammer Deutschlands

Ältester Brettfallhammer Deutschlands

Da in diesem Jahr das sonst so beliebte Schmiedefest aus bekannten Gründen leider nicht stattfinden kann, soll mit dem Objekt des Monats August zumindest ein kleiner Blick in das technische Denkmal geworfen werden. Eine der wichtigsten und interessantesten Museumsstücke dürfte wohl der älteste Brettfallhammer Deutschlands sein. Er wurde 1918, zusammen mit einem weiteren Hammer und diversen Maschinen, von der „Königlich Preußischen Gewehrfabrik" Erfurt übernommen. Fritz Udo Wahl, der spätere Gesenkschmiedeinhaber, arbeitet dort während des 1. Weltkrieges als so genannter „Dienstverpflichteter". Hergestellt wurde diese Maschine von der New Yorker Firma Charles Merrill & Sons. im Jahre 1867. Dieser Brettfallhammer hat ein Bärgewicht von 200 kg mit einer maximalen Fallhöhe von 1,20 m, sein Gesamtgewicht dürfte zwischen 6 bis 8 t betragen.

Aus der Geschichte der mechanisch getriebenen Fallhämmer

Im Laufe der Industrialisierung wuchsen die Ansprüche hinsichtlich der Menge und Qualität von diversen Metallfabrikaten. Da das Schmieden mit dem Handhammer von tausenden Teilen sehr teuer ist und die Genauigkeit handgeschmiedeter Teile viel zu wünschen übrig lässt, kam man auf den Gedanken, mechanisch getriebene Fallhämmer in Verbindung mit Gesenkwerkzeugen für die billigere und bessere Herstellung von Schmiedeteilen anzuwenden. Soweit bekannt ist, wurde der erste Fallhammer 1851 von Samuel Colt zur Herstellung des nach ihm benannten Revolvers benutzt. Bei diesem Hammer wurde der Bär durch eine Schraubenspindel gehoben. Im Jahre 1861 erlangte die Firma Golding&Cheney ein Patent der USA auf einen Fallhammer, bei welchem der Bär durch zwischen zwei Reibungsrollen sich bewegendem Riemen gehoben wurde. Diese Reibungsrollen haben sich als Huborgan bestens bewährt und wurden bis in unsere Zeit benutzt. Allerdings ersetzte man den weichen, wenig widerstandsfähigen Riemen schon bald durch ein Brett aus Hartholz. Die Firma Wahl verwendete in der Gesenkschmiede ausschließlich Brettfallhämmer, weil in unserer waldreichen Region das für die einem extremen Verschleiß unterliegenden Hebebretter benötigte Holz ausreichend verfügbar war.

Es wird geschmiedet

Vor dem Schmieden müssen die beiden Gesenkhälften zunächst aufeinander ausgerichtet werden. Im Anschluss wird der Bär mit dem Obergesenk zwischen den beiden gegenläufig rotierenden Stahlhubwalzen auf Fallhöhe gezogen und hier arretiert. Wenn der Schmied das im Glühofen erhitzte Rohmaterial auf das mit der Schabotte (Amboss) verbundene Untergesenk gelegt hat, löst er mit dem Fußtritthebel den Hammerschlag aus. Bei großen Schmiedeteilen sind in der Regel mehrere Schläge erforderlich. Da der Weg des Hammers nach dem Auftreffen auf das Werkstück nur im Millimeterbereich liegt, muss die Schlagkraft entsprechend groß bemessen sein. Ober- und Untergesenk dürfen auf keinen Fall direkt aufeinander schlagen. Deshalb wird grundsätzlich mit Materialüberschuss gearbeitet, wodurch um die fertig geschmiedeten Werkstücke ein Grat entsteht, der anschließend mit einer Stanzmaschine (Exzenterpresse) entfernt wird.

Faltblatt BrettfallhammerInsgesamt befinden sich im Technischen Museum Gesenkschmiede sechs funktionsfähige Brettfallhämmer aus verschiedenen Jahrzehnten. Ein kleines Faltblatt dazu, mit kurzen Beschreibungen und Bildern, ist im Museum erhältlich. (ls)